Gustav Landauer gehörte zu den bekannten und mitreißenden Rednern seiner Zeit. Seine Vorträge behandelten ein breites Spektrum an Themen, das von politisch-kulturellen Kommentaren und literaturhistorischen Abenden über öffentliche Kundgebungen gegen Menschenrechtsverletzungen bis hin zur Berichterstattung über die internationalen Sozialistenkongresse in Zürich (1893) und London (1896) reichte, an denen er als gewählter Delegierter teilgenommen hatte. Seine Reden zur Begründung des „Sozialistischen Bundes“, später als „Aufruf zum Sozialismus“ veröffentlicht, und die Vorstellung der Flugschrift „Die Abschaffung des Kriegs durch die Selbstbestimmung des Volks“ wurden zu herausragenden Ereignissen. Er referierte nicht nur vor bis zu 1.500 Zuhörerinnen und Zuhörern in den großen Sälen Berlins, sondern auch vor Gewerkschaftern und anarchistischen Gruppen in fast allen Berliner Stadtteilen. Die von ihm gegründete „Freie sozialistisch-anarchistische Vereinigung“ behandelte in Vorträgen zahlreiche allgemeinbildende, philosophische und politische Themen.
Die Zuhörerschaft war breit gefächert. Neben bildungshungrigen Arbeitern gelang es Landauer auch stets, bürgerliche Kreise zu erreichen. So war er geschätzter Referent der „Freien Hochschule“, einem Vorläufer der Volkshochschule, und hielt auch Vortragsreihen, die von der „Neuen freien Volksbühne“ und privaten Bildungszirkeln veranstaltet wurden.