Gustav Landauer Initiative

Darstellung des Projekts

Gustav Landauer (1870-1919) war eine herausragende Gestalt der frühen libertären Bewegung in Deutschland. Er war ein überaus produktiver und hoch angesehener Literatur- und Theaterkritiker, Kulturphilosoph, Dramaturg, Essayist, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner, freiheitlicher Sozialist, Antipolitiker und Publizist.

Er ist der Namensgeber der Gustav Landauer Denkmalinitiative (GLDI), die sich am 17. Januar 2015 in Berlin gegründet hat, um mit einem Denkmal an Landauer und sein Wirken in dieser Stadt zu erinnern.

Am 8. September 2019 hat sich die Gustav Landauer Initiative (GLI) als nicht eingetragener Verein gegründet, um dem breiteren, inzwischen über das Denkmalprojekt hinausgehenden Tätigkeitsspektrum der Initiative Rechnung zu tragen.

Die GLI hat Mitglieder im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus. Sie bietet Vorträge, Rundgänge und Exkursionen an, interveniert erinnerungspolitisch, veröffentlicht Broschüren und einen Newsletter, digitalisiert historische Quellen, führt Veranstaltungen durch und unterstützt Forschende mit Hinweisen und Materialien zur historischen anarchistischen Bewegung und deren Umfeld. Die Gustav Landauer Initiative n.e.V. ist aus der Gustav Landauer Denkmalinitiatie hervorgegangen, und diese ist weiterhin eines ihrer Projekte.

 

Gustav Landauer (1870-1919)

Am 2. Mai 1919 wurde Landauer bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim (München) durch eine Soldateska brutal misshandelt und ermordet. Ein gutes Jahrzehnt blieb dem Freund Martin Buber bis zum Machtantritt der Nazis, um wichtige Schriften Landauers herauszugeben und derart die Grundlage für eine längerfristige, doch stets eher untergründige Nachwirkung zu verbreitern. Den Jahren der Verfemung durch die Nazis folgten Jahrzehnte eines weitgehenden Verschweigens und Vergessens sowohl in der postnazistischen BRD als auch in der parteioffiziellen Geschichtsschreibung der DDR. Ein selbsterklärter Anarchist aus jüdischer Familie war in keinem der beiden deutschen Staaten wohlgelitten.

Erst ganz allmählich, befördert zunächst durch Nachdrucke in kleineren oft anarchistischen Verlagen und insbesondere seit dem Ende der Blockkonfrontation – in der jede differenzierte Bewertung historischer Sozialismen tendenziell aufgerieben wurde – durch zahlreiche verdienstvolle Studien, begann die hervorragende Bedeutung Gustav Landauers immer deutlicher zu werden und ist heute unabweisbar. Seit Jahren erfreut sich sein Werk eines stetig zunehmenden Interesses.

Diese Webseite will diesem Interesse entgegenkommen, der Landauer-Forschung ein Hilfsmittel sein und dazu beitragen, die ihnen gebührende Aufmerksamkeit auf Werk und Leben Landauers zu lenken. Zu diesem Zweck verbindet sie zur Zeit drei Elemente:

Der Historiker und herausragende Landauer-Biograph Tilman Leder steuert eine wachsende Chronologie zur Webseite bei. Der Philosoph Anatole Lucet koordiniert eine internationale, offen zugängliche und ebenfalls wachsende Bibliographie, deren Basis unter Mitarbeit renommierter Landauer-Forscher*innen gelegt wurde, darunter Gianfranco Ragona und Siegbert Wolf. Die Gustav Landauer Denkmalinititative nimmt die 100. Wiederkehr des Todestages von Gustav Landauer im Jahr 2019 zum Anlass, um erinnerungspolitisch zu intervenieren und in einem offenen Prozess ein Landauer-Denkmal in Berlin zu realisieren.

Auf dieser Webseite informieren wir außerdem über die Veranstaltungen, Publikationen und verschiedenen Projekte der GLI. Es ist möglich, hier unseren Newsletter zu bestellen und direkt Kontakt mit uns aufzunehmen.

Gustav Landauer ist der Namensgeber unserer Initiative, weil er exemplarisch für die historische anarchistische Bewegung in Deutschland steht und zugleich eine zentrale Außenseiterposition in ihr eingenommen hat. Viele seiner Positionen wiesen über das historisch Realisierte hinaus. Wer sich eingehend mit dem Werk Landauers beschäftigt, stellt fest, dass es heute so wenig abgegolten ist, wie vor 100 Jahren und seine wiedergefundene Bedeutung nicht vor allem in der Vergangenheit, sondern möglicherweise noch vor uns in einer bislang unterlegenen Zukunft liegt. Anhand seines Wirkens und der Nachwirkung seines Werks lassen sich zahlreiche Kontexte erschließen. Was die Lebensspanne Landauers anbelangt, vermitteln unsere Ausstellung und die dazugehörige Katalogbroschüre einen Eindruck davon. Landauer war u.a. in der Genossenschaftsbewegung, der Volksbühnenbewebung, der Jugendbewegung, der Bewegung für freie Schulen und gegen den Weltkrieg engagiert. Seine Nachwirkung lässt sich in die Kommune- und Siedlungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg, in die syndikalistische Bewegung während der 20er und 30er Jahre und viele andere Kontexte verfolgen. Das Interesse der GLI ist jedoch nicht auf Landauer beschränkt, sondern erstreckt sich auf die historische anarchistische Bewegung insbesondere im deutschen Sprachraum insgesamt.

 

Aktuelle Projekte

Gustav Landauer Denkmalinitiative

Mit der Zustimmung des Schul- und Sportamtes vom 23. Mai 2024 zum Standort für ein Landauer-Denkmal in Berlin-Kreuzberg ist die letzte amtliche Hürde genommen. Darauf aufbauend bereiten wir zur Zeit den künstlerischen Wettbewerb vor, in dem eine siebenköpfige Jury einen Entwurf küren wird, der anschließend ausgeführt werden kann. Voraussetzung ist: dass wir die nötigen Gelder einsammeln können. Über Neuigkeiten informieren wir u.a. in unserem Newsletter.

„Weil ich den Menschen spüre, den ich suche“ - Zenzl und Erich Mühsam Biografie

Die erste Biografie, die sich dem Ehepaar Mühsam gemeinsam widmet – greift neben bereits erschlossenen Quellen auf zahlreiche bisher unveröffentlichte Archivfunde zurück, die neue Facetten der Persönlichkeiten des unbeugsamen Dichters und seiner nicht weniger mutigen und starken Frau zutage treten lassen.
Weitere Informationen

Edition der Notizbücher von Erich Erich Mühsam 1926-1933

Nach intensiven und langwierigen Recherchen hat die Gustav Landauer Initiative im Mai 2023 erstmals die Transkription der Notizbücher Erich Mühsams veröffentlichen und im Rahmenprogramm der Mühsam-Ausstellung im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin vorstellen können. Die Einträge belegen eindrucksvoll die politischen und künstlerischen Aktivitäten des Schriftstellers in der Zeit zwischen 1926 und 1933, in der er keine Tagebücher führte.
Erstmals werden in dieser Edition Mühsams Reisen, Vorträge und persönliche Kontakte in den letzten zehn Jahren seines Lebens nachvollziehbar.

Allerdings hatte Mühsam seine Einträge nur zum persönlichen Gebrauch, flüchtig und oft mit schwer deutbaren Abkürzungen vorgenommen, und dies in einer ohnehin schwer lesbaren Handschrift. Dies dürfte auch ein Grund dafür sein, dass bislang nur so wenige Angaben aus den Notizbüchern veröffentlicht worden sind. Die (noch) nicht lesbaren Passagen wurden in unserer Ausgabe markiert, Abkürzungen ausgeführt und Namenskürzel aufgelöst. Jetzt bei uns bestellbar.

 

Ausstellung: „Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind.“ - Gustav Landauer in Berlin 1889-1917

Auf 24 Tafeln wird über Leben und Werk des anarchistischen Sozialisten Gustav Landauer (1870-1919) informiert. Die Ausstellung existiert in deutscher und französischer Sprache. Hier finden Sie weitere Informationen.