Denkmalinitiative
Gustav Landauer
Gustav Landauer wurde am 7. April 1870 in Karlsruhe geboren und studierte in Heidelberg, Straßburg und Berlin Philologie; nebenbei beschäftigte er sich vor allem mit Theater und Philosophie. Er war ein bedeutender Essayist, Übersetzer und „antipolitischer“ Politiker.
Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin)
Die Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin) hat sich am 17. Januar 2015 gegründet, um in einem offenen Prozess bis zur 100. Wiederkehr seines Todestages am 2. Mai 2019 in Berlin – der über viele Jahre wichtigsten Stätte seines Wirkens – einen Ort zu schaffen, der an Landauer und die libertäre Bewegung der Zeit öffentlich und gut sichtbar erinnert.
Unabhängiger Sozialismus und Volksbühnenbewegung
Ausgelöst durch den Wegfall des repressiven Sozialistengesetzes im September 1890 verschärften sich innerhalb der SPD die Debatten um die strategische Ausrichtung der Partei. Vor allem in Berlin, aber auch in anderen Zentren wie Magdeburg und Dresden, kam es zur Herausbildung einer linken Parteiopposition, die den autoritären Führungsstil des Parteivorstandes, die Erstickung der freien Diskussion, den Zentralismus und die Überschätzung der parlamentarischen Tätigkeit bemängelte.
Genossenschafts-Propaganda und „Anti-Politik“
Im Frühjahr 1895 war Landauer beteiligt an der Gründung der Arbeiterkonsumgenossenschaft „Befreiung“, mit Hauptsitz auf der Kottbusserstr. 11, und verfasste für sie die wichtige Agitationsbroschüre „Ein Weg zur Befreiung der Arbeiter-Klasse“, die noch bis in die 1980er Jahre als verschollen galt. Als versierter Redner nahm er in den folgenden Jahren auf Kongressen und in öffentlichen Versammlungen zu aktuellen politischen Fragen Stellung und trat entschieden gegen Menschenrechtsverletzungen, Antisemitismus, obrigkeitliche Strukturen und Justizverbrechen ein.
Jugendbewegung und Judentum
Bereits 1892 war Landauer aus der israelitischen Religionsgemeinschaft ausgetreten. Durch den Einfluss Hedwig Lachmanns, unter dem Eindruck des zunehmenden Antisemitismus und vor allem durch seine rege Anteilnahme an den Chassidismus-Forschungen Martin Bubers ab 1904, wandte er sich dem Judentum im Zeichen seiner libertär sozialistischen Auslegung wieder zu. Landauers Besprechung von Bubers 1908 erschienenem Buch „Die Legende des Baalschem“ geriet zu einem ersten Bekenntnis in diesem Sinne.
Schriftsteller und Übersetzer
Gustav Landauer hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches und publizistisches Werk, das gegenwärtig neu herausgegeben und erschlossen wird. Zu den herausragenden politischen Texten gehören „Die Revolution“ (1907) und der „Aufruf zum Sozialismus“ (1911), die einigen kleineren im engeren Sinne literarischen Arbeiten zeitlich nachfolgen.
Revolution und Ermordung in München
Mitte November 1918 folgte Gustav Landauer dem Ruf des Freundes und nunmehr ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik Kurt Eisner und ging nach München. Eisner hatte ihn gebeten, während der Revolution „durch rednerische Betätigung an der Umbildung der Seelen“ mitzuarbeiten. Sofort reiste Landauer ab und fand sich kurz darauf inmitten der Rätebewegung.
Vortragsangebote und Führungen
Die Gustav Landauer Initiative bietet interessierten Gruppen und Einrichtungen Vorträge und Führungen zur Geschichte des deutschsprachigen Anarchismus und über Gustav Landauer und sein Werk an. Fahrtkosten und ggf. Übernachtungen sind zu tragen. Wir freuen uns über Anfragen!
