Schriftsteller und Übersetzer

Gustav Landauer hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches und publizistisches Werk, das gegenwärtig neu herausgegeben und erschlossen wird. Zu den herausragenden politischen Texten gehören „Die Revolution“ (1907) und der „Aufruf zum Sozialismus“ (1911), die einigen kleineren im engeren Sinne literarischen Arbeiten zeitlich nachfolgen. Besonders bekannt sind außerdem eine posthum erschienene zweibändige Ausgabe von Vorträgen über Shakespeare (1920), die Landauer während des Krieges gehalten hat, sowie als wichtiges Quellenwerk eine Sammlung von Briefen aus der französischen Revolution (1919). Den weitaus größten Teil des Werkes bildet jedoch eine ausgedehnte Essayistik, ergänzt durch einen noch kaum zu überblickenden Schatz an Briefen. Direkt nach Landauers Tod war es vor allem Martin Buber, der sich in der knappen Frist bis zum Machtantritt der Nazis um die Herausgabe von Landauers Werk verdient gemacht hat und dem Freund so eine gewisse Nachwirkung ermöglichte. Dem Shakespearebuch folgten, noch durch Landauer zusammengestellt, die Bände „Der werdende Mensch“ (1921) und „Beginnen. Aufsätze über Sozialismus“ (1924), sowie 1929 zwei Bände mit Briefen.
Zusammen mit Frau Hedwig Lachmann schuf Gustav Landauer bis heute maßgebliche Übersetzungen wichtiger Werke von Oscar Wilde, Walt Whitman und Rabindranath Tagore. Zahlreiche Grundlagentexte von Pierre-Joseph Proudhon, Michail Bakunin und Peter Kropotkin, mit dem Landauer sich 1901 in London befreundet hatte, wurden von ihm erstmals übersetzt und im deutschen Sprachraum publiziert. Auch einen Band „Mystische Schriften“ Meister Eckharts hat Landauer aus dem Mittelhochdeutschen übertragen.

Landauers philosophisches Denken vereinigt eine Vielzahl von Einflüssen so unterschiedlicher Autoren wie Max Stirner, Friedrich Nietzsche, Baruch de Spinoza, Fritz Mauthner und Johann Gottlieb Fichte. Ihn beschäftigten Fragen von „Freiheit und Gebundenheit“, der Möglichkeit echten Friedens, von „Liebe und Gerechtigkeit“ sowie des menschlichen und menschheitlichen Werdens. Kennzeichnend für Landauer ist, dass sein Denken sich zu keiner Zeit vom Streben nach „Verwirklichung“ löst.
Neben zahlreichen Aufsätzen lieferte er in „Skepsis und Mystik“ (1903) wichtige Beiträge zur Sprachphilosophie und legte mit „Die Revolution“ einen einflussreichen Essay zur Theorie der Geschichte und zum utopischen Denken vor.