Gustav Landauer wurde 1870 in Karlsruhe geboren und studierte in Berlin und Straßburg Philologie. Bereits als Student trat er der Freien Volksbühne bei und setzte sich seither zeitlebens für Autoren ein, die soziale Themen aufgriffen und nur geringe Chancen hatten, ihre Stücke auf die Bühne zu bringen. Er leistete wichtige Beiträge dazu, den heute noch bestehenden Bau am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin zu realisieren. Mit nur vierundzwanzig Jahren erhielt er die Stelle des leitenden Redakteurs des Wochenblattes "Der Sozialist", das zum wichtigsten politischen Magazin der libertären Publizistik im Kaiserreich wurde und mit Unterbrechungen bis 1915 erschien. Als versierter Redner nahm er in vielen Volksversammlungen zu aktuellen politischen Themen Stellung und trat entschieden gegen Menschenrechtsverletzungen, Antisemitismus, obrigkeitliche Strukturen und Justizverbrechen ein. Sein Fokus richtete sich zudem auf außereuropäische Vorgänge, wie beispielsweise die Verfolgung der Armenier in der Türkei oder die Justizgräuel in Japan und Spanien, die so öffentlich wurden. Landauer erstrebte eine gewaltfreie Gesellschaftsordnung, die sich als föderaler Bund organisieren sollte, in dem die individuelle Freiheit zur Entfaltung kommt. Sein Eintreten für selbstbestimmte Siedlungen wirkt bis heute fort.