Veranstaltungsreihe: Mensch – Geschichte – Revolution. Zur Aktualität des kommunitären Anarchismus Gustav Landauers (Leipzig)

Der Schriftsteller und Antipolitiker Gustav Landauer gilt als einer der wichtigsten Theoretiker des deutschsprachigen Anarchismus. Er wurde vor 150 Jahren geboren, war ein Protagonist der Münchener Räterepublik und wurde 1919 von konterrevolutionären Freikorps-Soldaten ermordet.

Landauer entwarf und propagierte einen libertären Sozialismus, der nicht allein Sache des Kopfes oder Klasseninteresses sein, sondern die Menschen ganzheitlich befreien sollte. Den Marxismus als Parteidoktrin und die in der Sozialdemokratie vorhandenen Hierarchien lehnte er vehement ab. Stattdessen knüpfte er in seinem Denken an radikale Philosophen wie Nietzsche, Mystiker wie Meister Eckart und die jüdische Überlieferung an. Die Moderne sah er kritisch, wurde darum aber keineswegs konservativ, sondern dachte sie alternativ weiter. Dazu entfaltete er auch ein eigenes Geschichtsverständnis und reflektierte über die Bedeutung von Ästhetik, Menschenbild und Spiritualität für die Befreiung der Menschen und den Zusammenhalt einer neuen „Gesellschaft der Gesellschaften“. Demnach fokussierte er sich nicht auf einen politischen Umsturz, sondern rief dazu auf, mit dem Sozialismus heute zu beginnen und in auf Freiwilligkeit basierenden Gemeinschaften eine sozialistische und freiheitliche Kultur, neue Lebensformen und genossenschaftliche Wirtschaftsformen zu entwickeln.

Mit der Veranstaltungsreihe möchten wir an einen bedeutenden gesellschaftskritischen Denker erinnern, dessen Erkenntnisse für die politische Theorie, für die Philosophie und für ein Verständnis von Sozialismus, Mensch und Revolution weiterhin relevant sind und als Inspiration dienen können. Zugleich gilt es aber seine Texte auch selbst kritisch zu lesen und sie im Kontext ihrer Entstehungszeit zu betrachten.

Sie beinhaltet Vorträge von Paul Stephan, Jonathan Eibisch und Siegbert Wolf sowie einen angeleiteten Lektüreworkshop zu ausgewählten Schlüsseltexten zu Landauers Philosophie und politischer Theorie.

 

VORTRÄGE (jeweils 19 Uhr im Pöge-Haus)

ACHTUNG: Bitte die Pandemie bedingten Änderungen auf der Webseite der Veranstalter:innen beachten.

- Do. 29. 10.: Links–Nietzscheanismus. Eine Einführung.
Buchvorstellung mit dem Autor Paul Stephan

- Di. 10. 11.: Für ein neues anarchistisches Bewusstsein!
Broschüren-Vorstellung und Diskussion mit Jonathan Eibisch

- Do. 26. 11.: „Ohne Herrschaft – An-archie“ – Gustav Landauers
kommunitärer Anarchismus.
Vortrag von Siegbert Wolf mit anschließender Diskussion

Dreiteiliger LEKTÜRE-WORKSHOP (jeweils 11-15 Uhr in der Autodidaktischen
Initiative)

- Sa. 14.11. Teil 1 – Sozialismus als Beziehung zwischen Menschen im
Gegensatz zum Staat

- Sa. 28.11. Teil 2 – Geschichtsphilosophie, Revolutionsverständnis,
Utopie

- Sa. 12.12. Teil 3 – Transformation und Neustrukturierung der
Gesellschaft in Zwischenräumen

Weitere Informationen hier.

Anmeldung per Mail an: landauer2020 [at] riseup.net